2022-12-18 – Im Zauber des ewigen Eises

Ewiges Eis ? In der Begeisterung schnell hingeschrieben, doch näher betrachtet, entpuppt sich dieser Begriff als Illusion. Unser Zielgletscher hat sich in den letzten 150 Jahren um mehrere Kilometer zurückgezogen, das Schicksal vieler Gletscher in den Alpen als Folge der steigenden Durchschnittstemperatur. Doch der Reihe nach. Da mir die eis-alpine Erfahrung für die Begehung eines Gletschers fehlt, stiess ich auf der Suche nach fachkundiger Begleitung rasch auf Lorenz Fischer (www.lorenzfischer.photo). Als dann auch noch Christian und Matthias zusagten, am Trip teilzunehmen, waren Bahnreise und Hotel rasch gebucht. Bepackt mit Fotorucksack, warmer Kleidung und Bike traf ich am Bestimmungsort ein, im lokalen Sportgeschäft lag meine technische Eisausrüstung zur Miete schon bereit. Unsere Vorfreude wurde leider getrübt durch Matthias‘ grippale Erkrankung, die ihn die Reise nicht antreten liess. So machten wir uns nach einem stärkenden Frühstück zu dritt auf den Weg, zwei von uns per Bike, Christian unglücklicherweise zu Fuss, da sein Bike in der Eiseskälte den Dienst versagte. Mit seiner ausgezeichneten körperlichen Verfassung langte er aber trotzdem vor mir am Einstieg in die Gletscherspalte an. Der Weg hinauf war anstrengend, das schneebedeckte Geröllfeld vor der Gletscherzunge erschwerte den Aufstieg, der Photorucksack drückte schwer (aber selber schuld, ich hätte meine Standardbestückung auslichten sollen, so hatte ich zB auch mein Svarowski 12×50 dabei!), die Höhe auf über 2000 m kam auch noch dazu. Aber ich schaffte es und durfte so von der Arbeit meiner beiden Kollegen profitieren, die für den Abseilakt alles vorbereitet hatten. Unser Vorgehen hatten wir abgesprochen, dass wir nicht durch Fussspuren das „Bild des Jahres“ verunmöglichen würden. Voller Freude liessen wir uns von Lorenz abseilen und dann standen wir unten, mitten im blauschimmernden Eis. Nach einer ersten Erkundung verbrachten wir den Tag auf der Suche nach Perspektiven, Strukturen und Farben. Gar nicht so einfach, teils gebückt mit den Steigeisen unter den Sohlen, sich in der Spalte bzw der angrenzenden Höhle zu bewegen.
Es war fantastisch, aber seht selbst.
Der Abstieg ins Tal war einfacher, die Stirnlampe spendete Licht, zog sich aber doch in die Länge nach dem anstrengenden Tag, so dass ich sehr froh war, als ich mein Bike für die letzten Kilometer wieder besteigen konnte.
Herzlichen Dank an Lorenz für die tadellose Organisation und Leitung, an Christian für die immer anregenden Gespräche und ein Gruss an Matthias nach Hause. Die nächste Gelegenheit wird wieder kommen.