Was sich im Oktober 2025 so alles tut
2025-10-31
Am letzten Tag des Monats, am „Vorabend aller Geheiligten“ (engl „All Hallows Eve“, woraus sich dann Halloween sprachlich entwickelte), tauchte doch tatsächlich ein Bergfink (Fringilla montifringilla), ein naher Verwandter unseres Buchfinks (Fringilla coelebs), im Biotop auf.

Ab Mitte September ziehen sie aus ihren Brutgebieten in den Wäldern Nordeuropas gegen Süden, wo sie überwintern. Ihr Überwinterungsgebiet deckt sich mit der Verbreitung der Buche, deren Nüsschen ihre Hauptnahrung im Winter darstellt. Grosse Beachtung finden die unregelmässig stattfindenden Masseneinflüge hunderttausender Individuen, welche insbesondere erfolgen, wenn im Norden strenge Winterbedingungen herrschen. Einen solchen Masseneinflug durfte ich anfangs Januar 2024 im schweizerischen Langenthal erleben, wo geschätzte 1 – 3 Mio (!!) Bergfinken abendlich ihren Schlafplatz aufsuchten. Das Rauschen der Flugformationen und nicht enden wollende Gezwitscher werde ich nie vergessen. Natürlich sind dann auch Prädatoren nicht weit, wie Sperber und Habicht, die sich am Tisch bedienen wollen. Ein Schwarm verleiht aber auch Schutz, da die schiere Masse die Beutewahl deutlich erschwert. Der Habicht unten rechts war dennoch erfolgreich.

Neben dem Bergfink heute erfreuen mich immer wieder die aus 4-5 Individuen bestehenden Grüppchen Distelfinken (Carduelis carduelis), auch als Stieglitz bekannt, die sich auf Natternkopf (Echium vulgare) und gelbem Sonnenhut (Rudbeckia) einfinden. Sie bringen Farbe ins baldige Weiss.

2025-10-20
An derselben Stelle, wo Andrea den ersten jungen Bergmolch entdeckte, fand sie im regnerischen Wetter heute einen zweiten. Im Bildvergleich schwierig zu entscheiden, ob es ein zweiter neuer Bergmolch ist, oder ob ich doch zu optimistisch war, mein Biotop als ideal für ihn zu halten und der erstgefundene wieder ausbüxen wollte? Jedenfalls setzte ich ihn an die identische Stelle wie Molch Nr 1, wo er dann gleich auch unter die schützende Pflanzendecke schlüpfte. Mal sehen, was passiert.

2025-10-13
Gerade noch rechtzeitig vor Winterbeginn hat es mein Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) geschafft, seine Blüten zu öffnen. Die Helmform der Blüten ist Namensgeber. Hauptblütezeit ist im Tiefland zwischen Juni und September, hier oben auf 1000 m verzögert sich die wohl. Vielleicht kommt ja doch noch eine Hummel vorbei, an die die Blüten besonders gut adaptiert sind. Sie liefern Pollen und Nektar.
Gemäss Wikipedia wurde der Blaue Eisenhut früher als Lieferant von Pfeilgift genutzt, zudem sollen Hexen eine sinneserweiternde Hexensalbe daraus hergestellt haben. Alle Pflanzenteile sind giftig. Im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Trivialnamen für den blauen Eisenhut reichen von Apollonienwurzel über Gifthut bis zum Ziegentod.

2025-10-09
Die scharfen Augen von Andrea entdeckten heute doch tatsächlich diesen jungen Bergmolch, wahrscheinlich ein diesjähriger, vor dem Eingang ins Haus 4. Er kroch im Zeitlupentempo, kein Wunder bei dem kalten Nieselwetter, über die Pflastersteine. Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) ist in Deutschland nicht gefährdet, aber streng geschützt. Er bevorzugt höher gelegene – meist Klein – Gewässer und kühle Waldlagen mit guten Versteckmöglichkeiten als Lebensraum. Bis zum Sommer bleiben sie im Wasser, danach suchen sie Land auf, wo sie sich tagsüber unter Steinen, Holz und Laub, aber auch in Mauselöchern aufhalten. Nachts werden sie aktiv und suchen nach Insekten, Würmern und Spinnen. Er überwintert geschützt vor Frost im Erdboden, unter Steinhaufen und ähnlichem. Ich habe das ca 4 cm lange Kerlchen zu meinem Biotop getragen und dort unter Pflanzen auf die Erde gesetzt. Er oder sie findet dort alles was er/sie braucht (inkl Mäuselöcher 😄). Hoffentlich treffen wir uns im Frühling wieder.

2025-09-28
Diese wunderschöne Raupe wird aus landwirtschaftlicher Nutzpflanzenanbau – Sicht als Schädling betrachtet, aus „natürlicher“ Sicht gibt es natürlich gar keine Schädlinge. Wie auch immer, die Raupe des grossen Kohlweisslings (Pieris brassicae) frisst sich hier auf einer Rapspflanze (Brassica napus) die letzten Reserven für den Übergang ins Puppenstadium an (oder überwintert in milden Wintern gelegentlich auch als Raupe). Im Lauf ihres Lebens macht die Raupe vier Häutungen durch, wodurch sie zunehmend dunkler wird. Alte Raupen weisen wie hier die dunklen Flecken auf gelbem Grund auf und sind behaart (junge Raupen haben keine Behaarung). Die schwarz-gelbe Färbung wird von Prädatoren als Warnung verstanden, zusätzlich nehmen die Raupen aus ihrer Futterpflanze Isothiocyanate auf (Schwefelverbindungen), die sie zur Abschreckung einsetzen.
Vielleicht entdecke ich in den nächsten Woche die Puppe, aus der dann im März der Schmetterling schlüpft.

2025-09-16
Beim Vorübergehen stach mir plötzlich dieser gelbe Fleck in meiner Totholzhecke ins Auge. Die Identifizierung mittels der iNaturalist-App ergab, dass es sich um einen Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica) handelt.

Dabei handelt es sich um einen weltweit verbreiteten Pilz, der überwiegend an toten Ästen und Zweigen wächst und seinerseits holzzersetzende Pilze aus der Gattung der Zystidenrindenpilze parasitiert. Er wächst aus Rindenspalten und erscheint bei feuchtem Wetter, dazu passten ja die letzten Tage hier oben. Bei Trockenheit schrumpft er bis auf kleine Reste zusammen, lebt bei feuchter Witterung aber erneut wieder auf. Offenbar ist er essbar, anscheinend wird in China eine kühle Suppe unter anderem aus ihm zubereitet. Die Wissenschaft gewinnt aus ihm Glucuronoxylmannan, welches immunstimulierende und antidiabetische Wirkung haben soll, daneben Entzündungshemmung sowie Cholesterin-senkende und kardioprotektive Wirkung aufweisen soll (Wikipedia, 2025).
Mir gefällt er einfach.
2025-09-14

Der Name kommt von den zweigeteilten verlängerten Schuppen am Rumpfende, die einem Taubenschwanz ähneln sollen. Diese Schuppen helfen dem Taubenschwänzchen beim Navigieren von Blüte zu Blüte. Es liebt blaue-violette Blüten, keine Wunder, dass ich es vor allem am Natternkopf finde. Das Taubenschwänzchen wird auch Kolibrifalter genannt, im Bild oben sehen wir auch warum: Es taucht seinen Rüssel in der Luft schwirrend in die Blüte, um Nektar zu saugen. Es ist ein Falter aus der Familie der Schwärmer, eine eigentlich nachtaktive Schmetterlingsfamilie. Es ist unglaublich, dass diese Schmetterlinge mit einer Spannweite bis zu 50mm und einem Gewicht von ca 0.3 Gramm Wanderfalter sind, die aus dem Mittelmeerraum kommend, fähig sind, die Alpen zu überwinden. Die Tiere überwintern – als einzige Schwärmerart – als voll entwickelter Schmetterling inzwischen auch in einigen milden Gegenden Süddeutschlands. Auf ihren Wanderungen legen sie bis zu 2000 km zurück und schaffen es bis nach Skandinavien.
An meiner Futterstelle tummeln sich inzwischen Kohl- und Blaumeisen, eine Schar von Grünfinken und gelegentlich schaut ein Distelfink vorbei. Oft gesellt sich auch ein Hausrotschwanz dazu, der gerne auf meinem Holzstapel sitzt.

